HERZLICH WILLKOMMEN BEI DER SPAZIERGÄNG
Als Spaziergänger gehen wir achtsam und wachsam durch den Hund-Mensch-Alltag.
- ACHTSAM UND WACHSAM
- Ich achte und schätze das Wesen meines Hundes und akzeptiere meinen Hund, wie er ist.
- Mit Spass, Geduld und Wachsamkeit setze ich meinem Hund klare und faire Grenzen.
- Durch konsequente Führung bin ich ein verlässlicher Partner, für eine sichere und vertrauensvolle Beziehung.
- Vertrauen ist das Gegenteil von Gehorsam und Kommandos.
„WIR MENSCHEN SOLLTEN DEM JAHRTAUSENDEALTEN KULTURGUT HUND ACHTUNG
ENTGEGENBRINGEN, INDEM WIR JEDEN EINZELNEN VERTRETER DIESER GATTUNG UMSICHTIG
SOZIALISIEREN, ERZIEHEN UND VOR ALLERLEI TORHEITEN BEWAHREN. DEMZUFOLGE SIND WIR
AUCH VERPFLICHTET, IHN NICHT ZUM JÄMMERLICHEN KONDITIONIERUNGSAUTOMATEN
VERKOMMEN ZU LASSEN. DIES IST OHNE GROSSE MÜHE MACHBAR.“
Aus „Günther Bloch, die Pizza-Hunde“, 2007, S. 12
Um meine Philosophie etwas zu verdeutlichen, habe ich nachfolgend ein paar Fragen und Kommentare, die mir im Verlaufe meiner "Hundekarriere" immer mal wieder über den Weg gelaufen sind, zusammengetragen - und meine Gedanken dazu notiert:
WER GEHT HIER MIT WEM SPAZIEREN?
Wir gehen zusammen!
Grundsätzlich ist es aber sein Spaziergang. D.h. wann immer es die Situation zulässt, darf er die Richtung und das Tempo bestimmen. Wir sind gemeinsam unterwegs und ich achte auf ihn. Wenn er aus den Anstandsgrenzen ausbrechen will, zeige ich ihm auf eine freundliche und klare Weise unsere Spielregeln auf.
DAS KANN JA HEITER WERDEN, WENN DER HUND SCHON DIE RICHTUNG BESTIMMEN DARF!
Ja, genau! unsere Spaziergänge sind heiter und aus Erfahrung kann ich sagen, dass wir grossen Spass dabei haben! „ich muss noch mit dem Hund raus“ gibt es bei mir nicht! ich gehe gerne mit ihm spazieren - zusammen entdecken und erleben wir eine ganze Menge! Am Ende des Spazierganges kommen wir beide happy nach Hause. Cool, oder?
IHR KOMMT ABER AUCH NICHT GERADE WEIT AUF EUREM SPAZIERGANG?
Das sehe ich überhaupt nicht so! Ich muss mit meinem Hund keinen Marathon laufen. Oftmals rennen wir mit unseren Hunden durchs Leben (oder eben durch den Spaziergang), und übersehen dabei die kleinen, feinen Schönheiten. Und zudem ist der Weg zum Schnüffelglück mindestens ebenso lang wie ein Marathon, qualitativ aber sicher hochwertiger ;) Qualität kommt für mich immer vor Quantität.
DOMINIERT ER DICH DANN NICHT BALD, WENN ER SO VIEL BESTIMMEN DARF?
NEIN! ein Hund ist nicht per se dominant und es geht in der Mensch-Hund-Beziehung nicht darum, einen Rudelführer auszumachen. Die Alpha-Theorie ist mittlerweile wissenschaftlich widerlegt.
Es spricht absolut nichts gegen ein hündisches Mitbestimmungsrecht, solange die Spielregeln eingehalten werden. Die Spielregeln gelten für mich übrigens genauso wie für meinen Hund.
Er darf sich auf mich verlassen, dass die Grenzen, die ich ihm setze klar, fair und konsequent sind. Im Gegenzug gibt es für mich als Hundehalterin nichts schöneres, als das wunderbare Naturell meines Hundes in seiner ganzen Vielfalt erleben zu dürfen.
Und ganz abgesehen davon kann ich von meinem hochsozialen, feinfühligen Hund eine ganze Menge lernen. Ich behaupte sogar, ein bisschen mehr "hündisches" Verhalten würde uns Menschen sehr gut stehen ;)
LERNST DU IHM DENN GAR KEINE KOMMANDOS?
Doch, aber auch Kommandos dürfen Spass machen! Und sie sollten Sinn ergeben.
Es ist mir z.B. nicht wichtig, ob mein Hund sitzt oder steht, wenn er wartet. Die Hauptsache ist, dass er wartet. Wenn ich einen Hund sehe, der im strömenden Regen „sitz“ machen muss, obwohl er dies aber ganz offensichtlich unangenehm findet - da frage ich mich ehrlicherweise schon, „WOZU?“.
Und - ganz wichtig - ich kann ein Kommando auch freundlich und leise klar formulieren.
Mein Hund hört um ein Vielfaches besser als ich, da brauche ich kein Kommando zu brüllen.
DIE ANTI-AUTORITÄRE ERZIEHUNG HAT SCHON BEI KINDERN NICHT FUNKTIONIERT!
Stimmt, und bei Hunden funktioniert sie genauso wenig! Zwischen anti-autoritär und autoritär gibt es einen immens grossen Spielraum. Grenzen sind wichtig und nötig, das heisst aber nicht, dass ich meinen Hund ständig über die Grenze schicken muss, um ihm dann zu zeigen, dass er die Grenze überschritten hat. Ich kann meinem Hund auf eine freundliche Art klare und faire Grenzen setzen.
Wenn ich offen für die Kommunikation meines Hundes bin und verstehe, wo seine Bedürfnisse liegen, kann ich viel gezielter auf ihn eingehen und die Erziehung entsprechend individuell gestalten.
Ist eine Beziehung nicht um ein Vielfaches schöner, wenn sie auf Vertrauen basiert anstatt auf Kontrolle und Angst?
DAS IST ABER EIN BRAVER - DER FOLGT GUT!
Ein Hund wird in der Gesellschaft einzig und allein daran gemessen, ob er „brav“ ist und gut folgt.
Natürlich ist ein entspannter und sozial verträglicher Hund das A und O für ein schönes und sicheres Zusammenleben, aber beschränkt sich das nur aufs brav sein und folgen?
Meines Erachtens nicht, denn ein Hund ist so viel mehr als der Ausführer meiner Kommandos. Er ist ein Individuum mit einem eigenen Charakter und eigenen Bedürfnissen. Jeder Hundehalter muss sich im Klaren sein, dass ein Hund ein sehr soziales und emotionales Lebewesen ist.
Wichtig ist, wie wir damit umgehen, damit es allen Beteiligten gut geht und dass sowohl der Mensch wie auch der Hund glücklich ist.
DA MUSS ER JETZT EBEN DURCH!
Wir sollten uns Gedanken darüber machen, was wir unseren Hunden zumuten können. Es gibt Hunde, die werden von ihren Besitzern überall hin mitgenommen. Das kann für den Hund (und im übrigen auch für den Menschen) sehr stressig sein.
Auch hier gilt es, dem Hund zuzuhören und verstehen zu lernen, wo die Grenze des Zumutbaren liegt. Wir dürfen nicht vergessen, dass unsere Hunde in der Sinneswahrnehmung uns Menschen um ein Vielfaches überlegen sind.
Oftmals geben wir den Hunden gar keine Wahl, und das halte ich für grundlegend falsch. Wenn ich z.B. sehe, dass mein Hund lieber zu Hause chillt anstatt mit mir auf den Markt oder ins Restaurant zu kommen, dann gönne ich ihm diese Ruhe (vorausgesetzt natürlich, er hat das Alleine bleiben gut lernen dürfen)
DAS MUSS ER DOCH JETZT MAL KÖNNEN!
In unserer Gesellschaft muss sich der Hund bedingungslos an den menschlichen Alltag anpassen:
Wir entscheiden, wann wir uns einen Hund ins Haus holen, wir sagen, wann er was tun und lassen soll, wir geben den Takt vor und bestimmen sein Hobby, wir entscheiden sogar, wann er pinkeln darf.
Ergo ist es nur fair, wenn wir seine Bedürfnisse (die wir Menschen wohlgemerkt teilweise bewusst züchten!) respektieren.
Wir müssen einen Rahmen schaffen, damit der Hund artgerecht und in seinem Tempo alle für uns wichtigen Dinge lernen kann. Überhöhte Erwartungen können zu Frust auf beiden Seiten führen: von einem Jagdhund beispielsweise zu erwarten, dass er permanent gegen seine Natur arbeitet, nur weil es für uns Menschen unangenehm ist, ist schlicht nicht fair!
Sowohl Mensch als auch Hund sollen sich gemeinsam innerhalb ihrer Möglichkeiten maximal entwickeln können.

Der Verzicht auf Gewalt im Umgang mit Hunden ist eine folgerichtige Konsequenz aus dem, was wir heute über sie wissen.
